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Patienten mit RAS-mutiertem Kolorektalkarzinom sollen laut Leitlinienempfehlungen mit einer Chemotherapie mit oder ohne antiangiogenetischen Antikörper in zwei Therapielinien behandelt werden. Das Tumorregister Kolorektales Karzinom (TKK) untersucht seit 2006 prospektiv Patienten- und Tumorcharakteristik, Therapie, Therapieerfolg sowie die Lebensqualität von Patienten mit Kolorektalkarzinom in der klinischen Alltagsroutine in Deutschland. Beim DGHO wurden Erkenntnisse aus dem Register präsentiert.

Bis 2018 wurden 4.220 Patienten mit (K)RAS-mutiertem metastasierten Kolorektalkarzinom bei Beginn der palliativen Erstlinientherapie in das TKK aufgenommen. In den Jahren 2006-2013 erfolgte eine KRAS-Testung bei 69 % der Patienten, von denen 35 % eine KRAS-Mutation aufwiesen. Von 2014 bis 2018 wurde die KRAS-Testung bei 92 % und eine NRAS-Testung bei 71 % der Patienten durchgeführt. KRAS-Mutationen lagen bei 46 % und NRAS-Mutationen bei 11 % der Patienten vor.

Die Patienten waren im Median 69 Jahre alt und in 40 % der Fälle Frauen. Der Allgemeinzustand war bei 92 % der Patienten gut oder sehr gut (ECOG PS 0-1) und 76 % wiesen einen Charlson-Score 0 auf. Die meisten Patienten (70 %) wurden im Stadium IV diagnostiziert. Die häufigsten Metastasenlokalisationen bei Therapiebeginn waren Leber (73 %), Lunge (39 %) und Peritoneum (17 %). Von 1.091 auswertbaren Patienten mit Erstlinientherapie konnten bisher 62 % eine zweite, 35 % eine dritte, 15 % eine vierte und 5 % eine fünfte Therapielinie erhalten. Von 2010-2013 erhielten 74 % der Patienten in der ersten Linie einen anti-VEGF-Antikörper und 38 % in der zweiten Therapielinie eine Fortsetzung der antiangiogenetischen Strategie. Von 2014 bis 2021 wurden mit 76 % vergleichbar häufig Patienten mit einem antiangiogenetischen Antikörper in der Erstlinientherapie behandelt und bei 57 % der Patienten wurde die Strategie in der zweiten Therapielinie beibehalten.

In der ersten wie auch in der zweiten Behandlungslinie wurde am häufigsten eine Chemotherapie-Doublette (Erstlinie häufiger FOLFIRI, Zweitlinie häufiger FOLFOX) plus Bevacizumab eingesetzt. Im Zeitraum 2019-2021 wurde als zweithäufigstes Therapieregime FOLFIRI plus Aflibercept verwendet. Seit der Zulassung im Jahr 2016 ist der Einsatz von Trifluridin/Tipiracil (TFD/TPI) gestiegen. TFD/TPI wird nun in der dritten Therapielinie am häufigsten eingesetzt. Eine Analyse der Gesamtüberlebensdaten zeigte für Patienten mit (K)RAS-Wildtyp und (K)RAS-Mutationen vergleichbare Ergebnisse mit median 24,7 bzw. 22,1 Monaten.

Autorin: Dr. Ine Schmale

Quelle: Schnell R et al. Patienten mit RAS-mutiertem metastasierten kolorektalem Karzinom – Daten aus der klinischen Routine von über 1000 Patienten aus dem Tumorregister Kolorektales Karzinom (TKK). DGHO 2021, Vortrag und Abstract V65, am 3.10.2021