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Auf verschiedenen Ebenen der Karzinogenese werden Ansatzpunkte gesucht, um neue Therapien zu entwickeln oder bereits vorhandene zu optimieren. Zu drei Aspekten stellten Experten auf einem DGHO-Symposium aktuelle Ergebnisse vor.

Die chromosomale Instabilität von Tumorzellen kann je nach Tumortyp sehr unterschiedliche Ausmaße annehmen. Eine auch für die Prognose wichtige Rolle spielen dabei die Somatic copy number alterations (SCNAs), die Veränderungen der Anzahl von Genkopien in der einzelnen Tumorzelle. SCNAs könnten auch eine Rolle bei der Metastasierung spielen, berichtete Nicholas McGranahan, London.

Zur Personalisierung der Therapie kolorektaler Karzinome können dreidimensionale Gewebekulturen, sogenannte Organoide, eingesetzt werden, die die molekularen Charakteristika des Ursprungstumors aufweisen und z.B. eine Testung von Medikamenten ermöglichen, um das Ansprechen eines Tumors auf eine geplante Therapie vorherzusagen. Dr. Henner Farin, Frankfurt, leitet die „CRC organoid-stroma biobank“ und untersucht an den Organoiden nicht nur Mutationen, sondern auch die Einflüsse des Stromas auf den Tumor.

Das Hinzufügen von antiangiogenen Wirkstoffen wie z.B. Bevacizumab zur Standardchemotherapie verlängert bei Patienten mit metastasierten kolorektalen Karzinomen das Überleben um einige Monate. Weiter verbessern lässt sich dies eventuell durch die zusätzliche Gabe von Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) wie Losartan oder Captopril, die üblicherweise gegen Hypertonus Verwendung finden. Sie reduzieren die Aktivierung spezieller Fibroblasten in Lebermetastasen (MAFs, Metastasen-assoziierte Fibroblasten), die Eigenschaften von Myofibroblasten aufweisen, berichtete Thomas Schmidt, Köln. Die MAFs sorgen für eine stärkere Festigkeit der Metastasen, welche wiederum mit erhöhter Blutgefäßdichte korreliert. Nachgewiesen ist, dass das Renin-Angiotensin-System in den MAFs aktiv ist und seine Hemmung die Festigkeit von Metastasen reduziert – was einer Therapie mit Bevacizumab allein nicht gelingt. Die duale Angiogenese-Hemmung mit Bevacizumab und einem RAS-Hemmer hat in einer ersten Studie auch bereits ermutigende klinische Ergebnisse erbracht (Shen et. Al, CancerCELL 2020).

Autorin: Dr. Barbara Voll

Quelle: Wissenschaftliches Symposium: Neue Entwicklungen in der Karzinogenese, im Rahmen der DGHO-Jahrestagung 2021, am 3.10.2021. McGranahan N et al. Klonale Evolution in der Karzinogenese; Farin H et al. Organoid-Stroma-Biobank zur kontextspezifischen Modellierung von Darmkrebs-Subtypen (V744); Schmidt T et al. Antiangiogene Therapie und Gewebsmodellierung bei Lebermeteastasen.