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Viele onkologische Patienten fragen nach ergänzenden Verfahren zur Unterstützung ihrer Krebstherapie. Dank der neuen S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ kann der behandelnde Arzt nun evidenzbasierte Optionen aufzeigen.

Die im Juli 2021 veröffentlichte Leitlinie, die von den vier Fachgesellschaften DGHO, DKG, DGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie) und DEGRO (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie) koordiniert und von 11 Arbeitsgruppen unter Beteiligung von 22 Fachgesellschaften erstellt wurde, gibt einen Überblick über die meisten bei Krebspatienten eingesetzten bzw. von diesen nachgefragten komplementären Verfahren. Sie zählt anhand von 31 Symptomen und der Lebensqualität die dafür verfügbaren komplementären Behandlungen mit Empfehlungsgrad auf. Insgesamt gibt es dabei nur wenige „soll“ Empfehlungen (A), überwiegend sind die Verfahren in die Kategorien „sollte“ (B) oder „kann“ (0, Empfehlung offen) eingeordnet. Diese Verteilung zeigt, dass im Bereich der Komplementärmedizin in der Onkologie noch großer Forschungsbedarf besteht, sagte Prof. Dr. Matthias Beckmann, Erlangen, der für die Gynäkologische Fachgesellschaft an den Leitlinien mitgewirkt hat.

Um für den individuellen Patienten ein passendes Verfahren zu finden, gilt es zunächst zuzuhören und dann in einem strukturierten Gespräch evidenzbasierte, aber individuelle und an den Ressourcen des Patienten orientierte Vorschläge zu machen, sagte Prof. Dr. Claudia Witt, Berlin. Dabei könne man sich zunutze machen, dass die Patienten oft fragen „Was kann ich denn selbst tun?“ Wenn diese Eigeninitiative dazu führt, dass die Patienten sich zu Sport bzw. Bewegung in jeder Form motivieren lassen, wenden sie die wissenschaftlich am besten belegte Maßnahme an. Zum Erhalt der Lebensqualität punktet körperliche Aktivität mit einer klaren „Soll“-Empfehlung. Weniger eindeutig sind die Empfehlungen z.B. zur Einnahme von Vitaminen, erläuterte Prof. Dr. Jutta Hübner, Jena. So sollten etwa Vitamine nur bei dokumentiertem Mangel supplementiert werden.

Link zur Leitlinie: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/komplementaermedizin/

 Autorin: Dr. Barbara Voll

Quelle: Fortbildungssitzung „Komplementäre Medizin für onkologische Patienten/innen“, im Rahmen des DGHO-Jahreskongress, am 4.10.2021. Witt C, Zürich: Empfehlungen I (Medizinische Systeme, Mind-Body-Medizin, manipulative und Körpertherapien), Hübner J, Jena: Empfehlungen II (Biologische Therapien), Beckmann M. W., Erlangen: Forschungsbedarf.