
Das Antigen NY-ESO-1 wird auf der Oberfläche einer Vielzahl von Tumoren, darunter Weichteilsarkome, exprimiert. Vor allem für Tumoren mit bislang wenig ansprechenden Therapien stellt dieser Marker eine Möglichkeit für effektive Behandlungen dar. Erste Studien mit gegen NY-ESO-1 programmierten T-Zellen zeigen vielversprechende Ergebnisse.
Die Umprogrammierung patienteneigener T-Zellen, um diese gegen spezifische Tumorzellen zu richten, wird seit gut zehn Jahren in der Krebstherapie verfolgt. Das Antigen NY-ESO-1 gibt speziell Tumorerkrankungen der Weichteile einen vielversprechenden Angriffspunkt. Im Gegensatz zu anderen Tumorarten, zeigen Sarkomatazellen ein sehr frequentes und homogenes Expressionsmuster dieses Markers.
In einer andauernden Phase-I-klinischen Studie wurden 12 Patienten mit fortgeschrittenem Weichteilsarkom gegen NY-ESO-1 gerichtete TAEST16001 Zellen in vier unterschiedlichen Dosen verabreicht. Bei fünf der Patienten wurde eine teilweise Antwort auf die Gabe verzeichnet, wobei die mediane Zeit zur ersten Reaktion 1,9 Monate betrug. Das mediane progressionsfreie Überleben lag bei 7,2 Monaten (95%-KI: 2,6–11,7). Die Therapie wurde gut toleriert und es kam zu keiner Limitierung der Gabe durch Toxizität. Die maximal tolerierbare Dosis der genetisch modifizierten T-Zellen wurde nicht erreicht. Neue aktuell vorliegenden Wirksamkeitsdaten ermutigen zur Fortsetzung der Expansionsstudie mit TAEST16001-Zellen bei fortgeschrittenem Weichteilsarkom in einer Phase-II-Studie.
Das fortgeschrittene und metastasierte myxoide/rundzellige Liposarkom (MRCLS) spricht ebenfalls schlecht auf aktuelle Immuntherapieansätze an und besitzt limitierte Behandlungsoptionen. Die Überlebensraten bei metastasierten MRCLS liegen zur Zeit bei 78 % (1 Jahr) und 8,2 % (5 Jahre). Auch hier exprimieren 80-90 % der Tumoren das Antigen NY-ESO-1 homogen auf allen Zellen, was sie zu einem vielversprechenden Ziel für eine T-Zell-Therapie macht. In einer Pilotstudie wurden nun gegen NY-ESO-1 gerichtete T-Zellen für die Behandlung von Patienten mit MRCLS eingesetzt. In der Studie wurde Letetresgene Autoleucel (lete-cel) 23 Patienten mit einem mittleren Alter von 47 Jahren verabreicht. In Kohorte 1 erhielten zehn Patienten eine reduzierte Lymphodepletion vor Gabe der T-Zellen, 13 Patienten in Kohorte 2 erhielten ein erhöhtes Regime an Lymphodepletion. Dabei wurden von keinen Graft-versus-Host-Krankheiten und keinen Immuneffektorzellen-assoziierten Neurotoxizitätssyndromen berichtet. Insgesamt zeigten Patienten aus Kohorte 2 eine höhere Ansprechrate (40 %) als Patienten aus Kohorte 1 (20 %). Außerdem wurden bestärkende Raten für das progressionsfreie Überleben dokumentiert (8,7 Monate in Kohorte 2 und 5,4 Monate in Kohorte 1). Die höhere Dosis zur Lymphodepletion in Kohorte 2 führte allerdings zu stärkeren toxischen Effekten. Auch diese Studienergebnisse zur Behandlung von MRCLS sind vielversprechend und werden zur Inklusion von lete-cel in weiteren Studien führen.
Quelle: ASCO Annual Meeting 2022; Oral Abstract Session „Sarcoma“, 4. Juni 2022; D’Angelo S et al. J Clin Oncol 2021, 39(15): 11521-11521 und Abstract #11500