Das Bild zeigt zwei Ärzte, die in einem Krankenhausgang miteinander sprechen, als Symbolbild für zertifizierte Zentren für Onkologie.
Das Bild zeigt zwei Ärzte, die in einem Krankenhausgang miteinander sprechen, als Symbolbild für zertifizierte Zentren für Onkologie.
© Gorodenkoff – stock.adobe.com

In einer groß angelegten Studie wurden in den vergangenen drei Jahren Patientendaten untersucht: Wissenschaftlich konnte jetzt die Hypothese gestützt werden, dass die Behandlung in zertifizierten onkologischen Zentren die Überlebenschance von Krebspatienten erhöht. „Damit wird die Arbeit der Deutschen Krebsgesellschaft bestätigt“, sagt PD Dr. Simone Wesselmann, DKG-Bereichsleitung Zertifizierung. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) erstellt die Anforderungen für die Zertifizierung von onkologischen Zentren, in denen alle für die jeweilige Tumorerkrankung relevanten Fachdisziplinen zusammenarbeiten, berufs- und sektorenübergreifend. Im Rahmen der Zertifizierung müssen alle Partner eines Zentrums jährlich nachweisen, dass sie quantitative und qualitative Mindestvorgaben bzw. Qualitätsindikatoren erfüllen.

Vorgestellt werden die Ergebnisse am 26. April in Berlin vom Innovationsfond-Projekt „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) – gemeinsam durchgeführt vom AOK-Bundesverband, von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren und dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung der TU Dresden. „Damit zeigt sich: Zentren mit unserem Gütesiegel ermöglichen eine bessere Behandlung. Das bietet Sicherheit für Patienten, Behandler und politische Entscheidungsträger“, erklärt Simone Wesselmann. Das Risiko für Patienten „zu versterben wurde um bis zu 26 % gesenkt, wenn sie in einem zertifizierten Zentrum betreut wurden“, betont Simone Wesselmann.

WiZen-Studie: Vorteile bei verschiedenen Krebsarten unterschiedlich

Untersucht wurde in dem vom Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Projekt WiZen die Wirksamkeit der Gesundheitsversorgung bei folgenden Krebserkrankungen in den Jahren 2009 bis 2017: Kolon-, Rektum-, Pankreas-, Mamma-, Zervix-, Endometrium-, Ovarial-, Bronchial- und Prostatakarzinom sowie Kopf-Hals- und neuroonkologische Tumore. Analysiert wurde insbesondere das Überleben der Krebspatienten nach Behandlungen in Krankenhäusern mit und ohne Zertifikat. Grundlage für die Bewertung waren routinemäßig erhobene Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), bereitgestellt über das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) sowie Daten der vier klinischen Krebsregister (KKR) Regensburg, Dresden, Erfurt und Berlin-Brandenburg.

„Bei allen betrachteten Krebsarten wiesen die risikoadjustierten Modellierungen auf Überlebensvorteile von Patienten in DKG-zertifizierten Zentren sowohl anhand der GKV als auch der KKR-Daten hin“, heißt es im Ergebnisbericht. „Der Überlebensvorteil für Patienten mit Behandlungen in zertifizierten Zentren fiel für die verschiedenen Krebsarten unterschiedlich aus. Statistisch signifikant in beiden Datenquellen waren die Überlebensvorteile für das Kolon-, das Mamma-, das Zervix- und das Prostatakarzinom sowie neuroonkologische Tumoren“. Und weiter: „In den Krebsregisterkollektiven war bei den meisten Krebsarten der Überlebensvorteil durch Zentrumsbehandlung unter den Patienten mit lokal begrenzten und lokal fortgeschrittenen Stadien (I-III) deutlicher als unter den Patienten mit fortgeschrittenem Stadium IV.“

Zukünftig verstärkte Behandlung in zertifizierten Zentren

„Die WiZen-Ergebnisse mit den deutlichen Überlebensvorteilen bei Behandlung in zertifizierten Zentren, sprechen dafür, die multidisziplinäre Versorgung von Krebspatienten künftig auf die behandelnden Einrichtungen zu konzentrieren, die die Zertifizierungsvorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft erfüllen“, sagt Wesselmann. „Das Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft kann dabei als bürokratiesparender Nachweis für die Erfüllung der Voraussetzungen genutzt werden.“

Die Bildung von zertifizierten onkologischen Behandlungszentren auf Basis von einheitlichen Qualitätsstandards ist im Nationalen Krebsplan der Bundesregierung vorgesehen. Mit Stand 31.03.2022 gab es 1.778 zertifizierte Zentren, davon 148 Zentren im Ausland. Die Zentren sind an etwa 430 Krankenhäusern in Deutschland vertreten (Stand 31.12.2021) und im Jahr 2019 wurden 56% der neuerkrankten Patienten in einem zertifizierten Zentrum behandelt.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.