
Zur Therapie des Melanoms sind Arzneimittelresistenzen, die geringe Verfügbarkeit von zielgerichteten Therapieansätzen für bestimmte Subtypen und die Bildung von Metastasen derzeit immer noch große Herausforderungen. Welche Rolle der Zellstoffwechsel bei den Prozessen der Metastasierung spielt, erläuterter Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan aus der Arbeitsgruppe Tumormetabolismus an der Klinik für Dermatologie am Universitätskliniken Essen, anlässlich des ESMO 2022.
Die Prozesse der Metastasierung umfassen eine unkontrollierte Proliferation von Krebszellen am Primärtumor, die lokale Invasion in das umgebende Gewebe, den Eintritt in den Blutkreislauf oder des Lymphsystems und Transport sowie Penetration in periphere Gewebe sowie die Anreicherung bzw. Wachstum in Sekundärorganen.
Zu diesem Zweck adaptieren Krebszellen ihre zellulären Stoffwechselwege stadienspezifisch, um das Überleben in bestimmten Mikroumgebungen zu optimieren. Die Aufklärung der metabolischen Prozesse bei der Metastasierung ist von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung neuer Therapieansätze zur Blockierung der Metastasenbildung, betonte Tasdogan. Eine Analyse des Metabolismus in Tumorzellen setzt allerdings eine genaue Analyse der einzelnen Metabolite und deren Fortgänge voraus, zum Beispiel vom Zytosol in die Mitochondrien. Moderne Analyse-Techniken wie Isotopen-Tracer ermöglichen solche Analysen. [1]
Melanomzellen sind während der Metastasierung stark von Laktat abhängig, indem es stärker metabolisiert wird und im übertragenden Sinn als eine Art „Kraftstoff“ dient, erläuterte Tasdogan. Melanom-Zellen die erfolgreich metastasieren nehmen mehr Laktat auf, als jene die ineffizient metastasieren und deren Mitochondrienmembranen verfügen auch über höhere Level an MCT1-Lactat-Transportern. Jedoch variiert die MCT1-Expression zwischen den Tumorzellen stark, nimmt jedoch im Laufe des Metastasierungsprozesses tendenziell zu.
Weitere Experimente zeigten, dass eine MCT1-Inhibition mit einer reduzierten Bildung von Metastasen einherging, jedoch kaum Effekte auf das Wachstum des Primärtumors zeigte. Nach bisherigen Erkenntnissen ist ein höherer Laktatverbrauch und höhere MCT1-Expression in Tumorzellen mit einem schlechteren Überleben assoziiert, schlussfolgerte Tasdogan.
Dr. rer. nat. Christine Willen
Literatur:
- Nascentes Melo LM et al. Trends Cancer. 2022; 2405-8033(22) 00156-X
Quelle: Wissenschaftliche Session: “Is heterogeneity the limitation of precision oncology in melanoma?” am 10.09.2022 anlässlich des ESMO 2022.